Besorgnis um Sozialverträglichkeit der THS Wohnen - Die THS Wohnen in Gelsenkirchen hat zwei Wohnungspakte an eine BVB Bau- und Beteiligungsgesellschaft mbH und Co. KG, ein Tochterunternehmen der Häusser-Bau in Bochum, verkauft. Zum 1. Januar 2011 sollen 549 Wohnungen in Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Duisburg den Besitzer wechseln. Zum 1. April 2011 folgen weitere 495 Wohnungen in Herten, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen, Essen, Oberhausen und Neukirchen-Vluyn.
Allein in Dortmund-Scharnhorst wird sich wird sich die THS Wohnen durch Verkauf von 304 Wohnungen komplett aus dem strukturschwachen Stadtteil zurückziehen. Helmut Lierhaus, Sprecher des Zusammenschlusses Mieterforum Ruhr, zeigt sich entsetzt: "Wir hatten von der Miteigentümerin der THS Wohnen, der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE), klare Signale, dass es nicht mehr zu "Blockverkäufen" kommen soll. Jetzt ist für die betroffenen Mieter nicht einmal ein Mieterschutz vereinbart worden, der über die gesetzlichen Schutzrechte bei Eigenbedarfskündigungen hinausgeht. Er befürchtet durch den Verkauf von insgesamt 1044 Wohnungen an die Häusser-Bau Unternehmensgruppe Unruhen in den betroffenen Bergarbeitersiedlungen.
Helmut Lierhaus: "Die Strategie der Häusser-Bau besteht darin, Wohnungen und kleine Häuser so schnell wie möglich an Selbstnutzer oder kleinere Pakete an Kapitalanleger weiter zu verkaufen. Es müsste auch der THS Wohnen bekannt sein, dass die oft langjährigen Bewohner von den freuberuflichen Vertriebsgruppen, die sich auf Provisionsbasis vor Ort einquartieren, solange bedrängt werden, bis alle Wohnungen verkauft sind."
Mietervereine und Kommunalpolitiker hatten bisher alle Hände voll zu tun, um durch Schutzsatzungen, Härtefallregelungen und Anwendung der besonderen Schutzrechte für Bergbauangehörige die Lage zu stabilisieren. So zuletzt in der "Zoosiedlung" in Gelsenkirchen-Bismarck (http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/Angst-ist-Zuversicht-gewichen-id3905966.html). Helmut Lierhaus: "Wir kritisieren, dass die örtliche Politik nicht informiert wurde und Wohnungsbestände nicht zuerst kommunalen Wohnungsunternehmen angeboten wurden. Mieterforum Ruhr fordert die Rückabwicklung der Kaufverträge.
Der Hintergrund für die Großverkäufe liegt in der Umstrukturierung des gesamten Bergarbeiterwohnungsbaus durch den Ausstieg aus der Kohlesubvention bis 2018. Die RAG Stiftung soll Evonik Industries verkaufen, um ab 2018 die sogenannten Ewigkeitskosten aufbringen zu können. Evonik Immobilien (60.000 Wohnungen) und THS Wohnen (70.000 Wohnungen) sollen spätestens zum 1. Januar 2012 zum dann drittgrößten Wohnungsunternehmen in Deutschland fusionieren und auf dem Kapitalmarkt verkauft worden. Weil auch noch Geschäftsanteile des Bundes abgelöst werden sollen, steht die THS Wohnen unter besonderem wirtschaftlichen Druck.
Helmut Lierhaus: "Jetzt soll die Braut schnell für den Kapitalmarkt hübsch gemacht werden. RAG Stiftung und IG BCE haben auf dem Weg in die versprochene sozialverträgliche Zukunft an Glaubwürdigkeit verloren."
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