Wohnungspolitik > Aus den Städten
21. Juni 2022 (Aus den Städten)

Gut zu wissen: Was sind eigentlich Genossenschaften?

Allein in Dortmund gibt es mehr als 15.000 Wohnungen, die in der Hand von vier relativ großen und zahlreichen kleineren Genossenschaften liegen. Für deren Mitglieder hat das Wohnen in einer Genossenschaftswohnung zahlreiche Vorteile. In dieser Ausgabe schauen wir genau hin und zeigen, worum es bei Genossenschaften eigentlich geht.

Die Idee der Genossenschaften ist untrennbar mit der Industrialisierung verbunden. Im 19. Jahrhundert zogen viele Menschen in die Städte, dorthin, wo die Arbeit war. Die Lebens- und Arbeits-, aber auch die Wohnbedingungen der Arbeiter:innen waren schlecht, es kam zu Massenverelendungen. Aus Arbeiterkämpfen entstanden schließlich aus zwei Gründen die ersten genossenschaftlichen Unternehmen. Um erstens die Folgen der Streiks besser tragen zu können und um zweitens gemeinschaftlich die eigenen Bedingungen zu verbessern. Es ging also nicht nur um finanzielle Ziele sondern auch um die Orientierung am Gemeinwohl.

Daran hat sich im Prinzip bis heute nicht viel verändert: Im Kaiserreich legte das Genossenschaftsgesetz von 1889 den Grundstein für heutige Genossenschaften, zu denen – mit dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum für die nicht-wohlhabende Bevölkerung zu schaffen – auch Wohnungsgenossenschaften gehören. Noch heute regelt das Gesetz den klaren Zweck von Genossenschaften: „den Erwerb oder die Wirtschaft ihrer Mitglieder oder deren soziale oder kulturelle Belange durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb zu fördern“. Für den Bereich Wohnen heißt das: bezahlbaren Wohnraum für bestimmte Bevölkerungsgruppen zu schaffen und im Sinne des Gemeinwohls zu handeln und mitzugestalten. Das hat Vorteile: Wer Mitglied in einer Genossenschaft ist, hat meist ein Wohnrecht, zudem stehen Genossenschaften grundsätzlichen für günstige(re)n Wohnraum. Und: Wenn Genoss:innen also zugleich Mieter:innen und Vermieter:innen sind, dürfte das Interesse an bezahlbaren Mieten und an nachhaltiger Instandhaltung der Wohnungen höher sein als bei „unbeteiligten“ Eigentümer:innen.

Die Mitbestimmung hat ihren Preis. Um mitreden und -gestalten zu können, muss man einen Genossenschaftsanteil erwerben, sich also „einkaufen“. Manchmal ein paar hundert Euro, manchmal deutlich mehr als 1.000 Euro. In Dortmund sind vor allem der Spar & Bauverein, die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Hombruch-Barop eG, die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Dortmund eG und die gws-Wohnen e.G. bekannt. Daneben gibt es kleinere Genossenschaften, die aus Wohnprojekten entstanden sind, mit Wohnungsbestände von oft nur einem oder zwei Dutzend Wohnungen. Hier wurde häufig die Rechtsform der Genossenschaft gewählt, um die Projekte mit der Hilfe von Unterstützer:innen gemeinsam umzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel das Wohnprojekt WIR aufm Revier der Ko-Operativ e.G. in Hörde oder auch das Projekt MOSAIK, das in Eving Wohnraum für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen realisieren will.

Seit einiger Zeit wird Kritik laut, dass Genossenschaften zunehmend wie andere Wohnungsunternehmen auftreten – auf Kosten der Mitbestimmung (siehe folgende Seiten). So kritisiert beispielsweise die Initiative „Genossenschaft von unten“, dass die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Mitglieder geschwächt, während die Kompetenzen der Aufsichtsräte ausgebaut werden.

Gemeinsam mit aktiven Genoss:innen, plant der Mieterverein am Samstag 12.November 2022 eine Dialogveranstaltung, um interessierte Genossenschaftsmitglieder mit einander ins Gespräch zu bringen. Es geht auch darum gemeinsam Perspektiven und Positionen zu entwickeln, wie Genossenschaften zukünftig erfolgreich und sozial agieren können. Hierzu laden wir alle Interessierten schon jetzt herzlich ein.


>>> Rechtsberatung für Mieterinnen und Mieter
 

Twitter


Arbeitsgemeinschaft der Mietervereine Bochum, Dortmund, Witten, Mietergemeinschaft Essen

Kontakt | Sitemap | Datenschutz | Impressum