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24. November 2020 (Aus den Städten)

Wohnungsbaukoordination Dortmund: Partner und Vermittler

Die Stadt Dortmund will den Wohnungsbau weiter ankurbeln. Oliver Lebrecht und Suzana Puskaric sind genau deswegen neu beim Amt für Wohnen: Als Wohnungs­baukoordinatorInnen wollen sie die Abstimmung zwischen Investoren und Verwaltung optimieren und Wohnungsbauprojekte koordiniert umsetzen. Dem Mieterforum haben sie und Co-Amtsleiterin Anja Laubrock erzählt, wie ihre Arbeit aussieht und welche Pläne sie haben.

Wie kam es dazu, beim Amt für Woh­nen eine Wohnungsbaukoordination einzurichten?

Anja Laubrock: Den Wunsch nach einer Koordination gab es aus der Wirtschaft und der Politik, aber es war auch unser Interesse als Verwaltung. Es gibt schon lange die AG Wohnungsbau, in der der Planungsdezernent und die Amtsleitun­gen sich über Wohnungsbauprozesse abstimmen, aber zwei Gesichter, die primär die Aufgabe Wohnungsbau in Ko­operation nach Außen voranbringen, hat es bisher nicht gegeben. Wir wollen der angespannten Lage auf dem Wohnungs­markt entgegensteuern.

Wie sehen Ihre Aufgaben aus?

Oliver Lebrecht: Unsere globale Aufgabe ist das Ankurbeln des gesamtstädtischen Wohnungsbaus und die Beschleunigung der entsprechenden Prozesse und Pro­jekte. Wir stehen sozusagen in einer Lot­senfunktion, sind Ansprechpartner*in für die großen Wohnungsbauunternehmen, Genossenschaften und Investor*innen in Dortmund. Wir unterstützen diese, strategisch mit der Stadt Dortmund abgestimmt, zügig und ohne große Hemmnis­se den Wohnungsbau voranzubringen.
Auf einer zweiten Ebene versuchen wir die internen Verwaltungsprozesse zu optimieren und zu harmonisieren, um die verschiedenen Vorgänge in der postulie­renden Bauleitplanung zu unterstützen.

Wann können Wohnungsunternehmen sich an Sie wenden?

O. Lebrecht: Wo immer es hakt bei größe­ren Baugebieten und größeren Maßnah­men. Natürlich bleibt die Zuständigkeit bei den einzelnen Fachbereichen. Wir  können zum Beispiel nicht den vorbeugen­den Brandschutz außer Kraft setzen, wenn es im Genehmigungsverfahren Probleme geben sollte. Unsere Aufgabe ist es, an diesem Beispiel festgemacht, im Vorfeld mit einem Brandschutzsachverständi­gen des Wohnungsbauunternehmens in Abstimmung zu kommen, um im weiteren Verfahren unterstützend mitzuwirken.

Ist der Kontakt zu Ihnen obligatorisch? Oder bekommen Sie die Bauherren, wenn alles gut läuft, gar nicht zu Gesicht?

Suzana Puskaric: Genau das ist das Ideal. Aber sollte zum Beispiel ein Bauherr Fragen haben und unsicher sein, zum Bauordnungsamt zu gehen, weil er Bedenken hat, dass sein Bauantrag später bearbeitet wird, können wir einspringen und bei den Abteilungen nachfragen, was sie benötigen. Wir wollen vermitteln, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Wo sind Ihre Grenzen?

O. Lebrecht: Wir stehen nicht Bauher­ren zur Verfügung, die zum Beispiel mit ihrem Brandschutzkonzept nicht weiter kommen. Wir sehen uns auch nicht dort, wo extern Fehler gemacht wurden, die wir intern ausbügeln sollen. Wir wollen Prozesse, die bewertend und in Verant­wortung woanders liegen, unterstützen und nicht stören.
S. Puskaric: Wir verstehen uns als Part­ner und Vermittler*in, aber sind keine Beschwerdestelle. Es geht um konstruk­tive, harmonisierende Tätigkeit, um die Gesamtprozesse zu steuern, und nicht sich im Detail zu verlieren.

Die Stadt ist sehr aktiv im Bereich geförderter Wohnungsbau, wirbt stark um Investoren. Das Globalbudget des Landes wurde aber letztes Jahr nicht ausgeschöpft. Wie können Sie sich vor­stellen, mehr Interesse zu wecken?

A. Laubrock: Das Ergebnis im letzten Jahr blieb etwas unter der Höhe des Glo­balbudget des Landes. Wir konnten ein­zelne Anträge nicht bescheiden, weil sie keine Bewilligungsreife hatten, meistens, weil noch keine Baugenehmigung vorge­legen hat. Die frühzeitige Koordination ist ein wichtiger Punkt, damit gestellte An­träge so hinreichend qualifiziert werden, dass sie beschieden werden können.

Es wird immer so sein, dass wir Werbung für den öffentlich geförderten Wohnungs­bau machen müssen und gegen altein­gesessene Vorstellungen, was öffentlich geförderter Wohnungsbau ist, argumen­tieren müssen. Es werden so viele schöne und qualitätsvolle Objekte im öffentlich geförderten Wohnungsbau gebaut! Einen wichtigen Baustein dabei bildet die 25-Prozent-Quote. Sie ist wesentlich dafür verantwortlich, dass der geförderte Wohnungsbau vorangebracht wird. Es ist uns auch sehr wichtig hier noch mehr zu erreichen, um das Ziel der 25-Prozent- Quote in Dortmund zu übertreffen.

O. Lebrecht: 50 Prozent der Dortmunder Bevölkerung hier haben Anspruch auf ei­nen Wohnberechtigungsschein, also auch jemand in der Verwaltung im mittleren Dienst. Man muss Investoren vor Augen führen, dass man damit eine große Masse anspricht, ein großer Markt vorhanden ist und kann so auch die soziale Verantwor­tung fördern. In der Verwaltung ist der geförderte Wohnungsbau durchaus ein großes und priorisiertes Thema.

Wie sieht ihre Arbeit im Bereich Wohn­bauflächen aus?

O. Lebrecht: Im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt der Stadt Dortmund befinden sich laufende Projekte in der Bebauungsplanentwicklung. Die Ver­waltung eruiert momentan in welcher Entwicklungsphase sich die verschiede­nen Projekte befinden und wann diese zu einem Abschluss kommen. Damit ist es allerdings nicht getan. Wir müssen auch die Erschließung dieser Grundstü­cke seitens der Stadt herbeiführen, um diese Gebiete attraktiv zu machen, für den Verkauf, einer Eigenentwicklung oder einem Investor so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen.

Die Aufgabe ist: Was haben wir wo vor, was wäre wo sinnvoll? Dies ist unsererseits zu koordinieren und gegebenenfalls über das Amt für Wohnen fachbereichsübergrei­fend abzustimmen und zu priorisieren. Um entsprechend Beschlüsse herbeiführen zu lassen und marktspezifisch zu reagieren. Wir bewegen uns hier nicht in kurzfristigen Zielerreichungsprozessen, sondern langfris­tig. Es geht für uns auch darum, nicht nur in der Verwaltung zu sensibilisieren, son­dern auch langfristig reagieren zu können.
Inwieweit wird die Konzeptvergabe (eine Liegenschaftsvergabe nicht nach dem höchsten Gebot, sondern dem bes­ten Konzept) eine Rolle spielen?

A. Laubrock: Die Grundlagen sind geschaffen durch einen politischen Beschluss. Als Wohnungsamt können wir schauen, wie Wohnen künftig aussehen soll und wie die verfügbaren Flächen in Quartieren genutzt werden sollen. Wohn­projekte bilden zwar nur einen Nischen­bedarf ab, leisten aber ein wertvollen Beitrag für lebenswerte Quartiere. Erste Grundstücke für Wohnprojekte befinden sich derzeit in der Ausschreibung.

O. Lebrecht: Es gibt seitens des Fachbe­reichs Liegenschaften einige Interessenbe­kundungsverfahren, in denen potentielle Investoren ein Konzept aufbauen, was sie in einem Gebäude oder auf einem Grund­stück unterbringen möchten, wie sie sich Wohnen dort vorstellen und realisieren möchten, mit alternativen Wohnfor­men, Durchmischung, auch gefördertem Wohnungsbau. Interessant ist bei den realisierten Interessenbekundungsverfah­ren, dass die lokalen Größen den Markt und auch die Bedürfnisse der Stadt gut einschätzen konnten, sodass wir auch zukünftig auf dieses Instrument bauen und die Ziele erreichen werden.

(Interview Alexandra Gerhardt)


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