Die Vereinigten Bochumer Wohnstätten, besser bekannt als VBW, haben im letzten Jahr einen Rekordgewinn von 10,7 Mio. € gemacht. Das freut vor allem ihre Eigentümerinnen, denn 3 Mio. davon werden auch in diesem Jahr wieder als Dividende ausgeschüttet. Knapp 80 % davon, also 2,4 Mio. €, gehen an die Stadt Bochum, etwas weniger als 20 % an die Vonovia. Der Mieterverein kritisiert diese Praxis seit Jahren.
Der Rekordgewinn ist auch eine Rekordsteigerung: Im letzten Jahr wies die Gewinn- und Verlustrechnung im Geschäftsbericht von Bochums größtem Wohnungsunternehmen „nur“ ein Plus von 7,2 Mio. € aus. Zu erklären ist der Gewinnsprung durch den Verkaufserlös von 33 Einfamilienhäusern und gesunkener Personalkosten infolge eines hohen Krankenstandes.
Der Mieterverein freut sich durchaus darüber, dass das fast städtische Unternehmen offensichtlich auf gesunden Füßen steht. „Ein vernünftig wirtschaftendes Unternehmen sollte natürlich Gewinne erzielen, beispielsweise um die Eigenkapitalquote auf einem Niveau zu halten, das annehmbare Finanzierungskonditionen bei Banken ermöglicht.“, kommentiert Geschäftsführer Michael Wenzel. „Was uns seit Jahren ärgert, ist die Gewinnabführung. Wir haben ausgerechnet, dass jeder Mieter in einer freifinanzierten Wohnung der VBW dazu aktuell mit 375 €/Jahr beteiligt ist. Das macht fast 0,50€/Monat und Quadratmeter aus.“
Der Mieterverein fordert seit vielen Jahren, dass sich die VBW noch stärker auf ihre Gemeinwohlorientierung konzentriert. Wenzel: „Bochum ist nicht die Hochburg der „Heuschrecken“, aber auch hier gibt es so viele Wohnungen in den Händen von finanzmarktgetriebenen Unternehmen, dass ein nicht-profitorientiertes Korrektiv dringend nottäte.“
Ein solches Korrektiv kann die VBW durchaus sein. Ende Juli wurde bekannt, dass sie 283 Wohnungen in Bochum-Laer und -Werne von Grand-City-Properties übernimmt. Diese hat es in vielen Städten Deutschlands zu trauriger Berühmtheit gebracht und sorgt auch in Bochum als Verwalterin des Uni-Centers ausschließlich für Negativ-Schlagzeilen. Michael Wenzel: „Wir haben in den Grand-City-Beständen im Bochumer Osten eine Menge Mitglieder mit einer Menge von Problemen, vor allem mit Nebenkosten, und hoffen, dass durch den Eigentümerwechsel dort künftig alles in korrekteren Bahnen verläuft.“
Auch sonst gibt es vorsichtiges Lob für die aktuelle Politik der VBW: „Wir haben beobachtet, dass die VBW nicht mehr jede Mieterhöhungschance bis zum Anschlag ausschöpft, sondern mit relativ moderaten Festbeträgen arbeitet, die sich nach unserer Erkenntnis zwischen 5 und 20 €/Monat bewegen.“ Tatsächlich stieg die Durchschnittsmiete im Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um nur 6 Cent von 5,83 auf 5,89 € pro qm.
Offensichtlich noch mal überdacht hat die VBW auch ihre Abrisspolitik. Mehrere Quartiere, die abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden sollten, werden jetzt doch saniert. Dies geschieht allerdings vor allem aufgrund des Baukostendrucks.
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