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5. März 2010 (Weitere Initiativen und Bündnisse, Aus den Städten)

Kommentar zu: Baumstreit im Malerviertel eskaliert

Mensch Genossen - Wenn ein Schüler seine Hausaufgaben aus dem Internet kopiert, nennt man das pfuschen. Rechtlich gesehen ein Betrugsversuch, der mit der Note "sechs" geahndet wird. Das heißt natürlich nicht, dass Kopieren aus dem Internet grundsätzlich verboten ist.

Wenn eine Stadtverwaltung aus einschlägigen Internet-Seiten zitiert, um Baumschäden anschaulich zu beschreiben, ist das nichts weiter als die Nutzung einer Formulierungs-Hilfe. Wenn aber anschließend von "gefährdeter Standsicherheit" und "Bruchgefahr" die Rede ist, was zur Fällung führen muss, während die zitierten Internetseiten "beobachten" oder "Krone sichern" empfehlen, entsteht zumindest der Eindruck, als habe man die Infos aus dem Internet sehr eklektisch genutzt, um einen bestimmten Eindruck zu erwecken.

Bei dem hohen öffentlichen Interesse, auf dass der Streit im Malerviertel gestoßen ist, kann man getrost unterstellen, dass die Verwaltung ihren Job bei der Begutachtung der Bäume gründlich gemacht hat. Trotzdem bekommt man ein seltsames Gefühl, wenn die angeblich bruchgefährdeten Bäume nur wenige Tage nach der Umweltausschuss-Sitzung, in der es solches zu lesen gab, den Orkan Xyntia, der mit Windgeschwindigkeiten von über 150 km/h über Europa hinwegfegte und 60 Menschenleben forderte, ohne jeden Schaden überstehen.

Warum die Baugenossenschaft Bochum überhaupt eine Fällgenehmigung wegen Krankheit beantragt hat, wird ein immer größeres Rätsel. Denn zweifellos hätte sie auch wegen der Umbaupläne mit anschließenden Neupflanzungen, die ja geplant sind, eine Fällgenehmigung bekommen.

So aber haben sich Klaus Werner und sein Vorstand in eine unglückliche Ecke manövriert, aus der sie nun mit aller Macht wieder herauszukommen versuchen. Das kann nicht gelingen, wenn man weiterhin geflissentlich ignoriert, dass sich zwei Drittel aller Anwohner des Karrees mit ihrer Unterschrift klar gegen die Fällungen ausgesprochen haben.

Und auch der Versuch, die Mieter, die aktiv Widerstand geleistet haben, zu isolieren und als "kleine Gruppe, die Veränderungen, die ein zeitgemäßes, komfortables Wohnen bewirken, ablehnt", vermag nicht davon abzulenken, dass hier eine Genossenschaft, also ein Unternehmen, dass den Mietern selbst gehört, mit Polizeigewalt und Ordnungsrecht versucht, eine Maßnahme durchzusetzen, die die Mieter nicht wollen.
Der Vorstand der Baugenossenschaft hat diese Mieter abgemahnt, und das mehrfach, schon im Frühjahr 2009, wegen Verstoßes gegen die genossenschaftliche Treuepflicht.

Treue aber, auch genossenschaftliche, ist keine Einbahnstraße. Wo bleibt die Treue dieses Vorstandes gegenüber seinen Mitgliedern? Warum beruft er die geforderte Mieterversammlung nicht ein und lässt abstimmen? Weil er weiß, was dabei herauskommen würde?


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