Wir sind ein Handelsunternehmen“, verkündet die Viterra-Spitze stolz. Im Jahr 2003 konnte die E.on-Tochter 11.060 Wohneinheiten verkaufen und damit ihren Gewinn um 17,2 Prozent auf 289,8 Mio. Euro verbessern.
Der Verkauf on Mehrfamilienhäusern lag um mehr als 64 Prozent über dem Vorjahreswert. In diesen Rekordzahlen ist der Massenverkauf von 27.000 „nicht strategiekonformen“ Wohnungen an die MIRA/KGAL Anfang des Jahres nicht einmal enthalten.
Jetzt will sich die Viterra auf die gewinnträchtige Vermarktung des Restbestandes konzentrieren und zusätzlich für die KGAL als Makler tätig werden. Aber alle Verkäufe und Umstrukturierungen der letzten Jahre sind nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Komplettverkauf des größten deutschen Wohnungsunternehmens.
Im Juni wurde bekannt, dass E.on die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley mit dem Verkauf der Immobilientochter Viterra und ihrer 151.000 Wohnungen
beauftragt hat. Bis zum Jahresende wird mit einem Abschluss gerechnet. Als mögliche Kaufinteressenten kommen Investmentgesellschaften wie Cerberus (übernahm gerade die kommunale Berliner GSW) oder Terra Firma in Frage. Die Terra Firma-Gruppe soll 6 Mrd. Euro in der Kampfkasse haben. Der Wert der Viterra wird auf 6,1 Mrd. Euro geschätzt. Auch ein Börsengang wird nicht ausgeschlossen.
Die neuen Eigentümer werden die „Handelspolitik“ fortsetzen. Im Unterschied zur Viterra haben sie nicht einmal mehr historische Bindungen an den Mietwohnungsbestand und die Region. Zu befürchten ist auch die Zerschlagung des Unternehmens in Einzelteile.
Gute Gründe für den Landtag, vorher noch die inzwischen in Antragsform gegossenen Empfehlungen für „sozial-verträgliche Privatisierungen“ zu beschließen. Zugleich verhandelt die Landesregierung auch direkt mit der E.on-Spitze. Ziel der von Ministerpräsident Steinbrück geführten Gespräche: Die Viterra soll eine Rahmenvereinbarung unterschreiben, die bei Blockverkäufen Härtefallregeln für die Mieter vorsieht. Die konkrete Umsetzung soll dann zwischen Städten und Viterra ausgehandelt werden. Dortmunder Vereinbarungen stehen Modell. Mehr als ein Notnagel zur Dämpfung der schlimmsten Auswüchse ist das nicht.
Auf Initiative von Mieterforum Ruhr haben sich Mietervereine und Mieterinitiativen aus verschiedenen Ruhrgebietsstädten zu einem neuen Bündnis zusammengeschlossen. Dieses „Mieterbündnis Ruhr“ will sich unter anderem für vertraglich verbindlich vereinbarte Kündigungsschutzrechte sowie die Sicherung der Mietergärten vor Enteignungen und Bebauungen einsetzen.
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