Den schönsten Satz über den neuen Essener Mietspiegel hat eine Immobilienbörse verkündet. Er ist kurz, elegant und leider schon wieder einmal wahr: "Dieser Mietspiegel ist kein qualifizierter Mietspiegel."
Wie seit Jahren hat die Stadt Essen wieder einmal Kosten und Mühen gescheut, um die Wohnungssituation und die Quadratmeterpreise korrekt abzubilden. Statt geschulter Kräfte, die beim Ausfüllen der Fragebogen helfen und so die benötige Bandbreite der vergleichbaren Wohnungen abdecken, setzt man in Essen auf Freiwilligkeit. Wer will, macht mit. Wissenschaftlich ist das nicht, nur "nicht qualifiziert".
"Entscheidend ist, dass der Mietspiegel regelmäßig und qualifiziert auf einer breiten Datenlage aus allen Wohnlageklassen ermittelt wird", sagt Siw Mammitzsch vom Vorstand der Mietergemeinschaft Essen. Immerhin verwenden Vermieter den Mietspiegel als Argument für Mieterhöhung, auch vor Gericht. Wenn aber die Mietspiegelstatistik nur auf wenigen eingehenden Antwortbögen beruht - wie soll sie dann überhaupt qualifiziert Vergleichsmieten ausweisen? Das weiß sich die Mietergemeinschaft Essen nicht zu beantworten.
Und genau darum hält die Mietergemeinschaft an dem Plan fest, diese Vorgehensweise der Stadt zu verändern. Sie will im Interesse der Mieter im zuständigen Gutachterausschuss mitarbeiten. Dabei bringt sie einige Kompetenzen mit, schließlich guckt die Mietergemeinschaft Essen den befreundeten Mietervereinen aus der Umgebung gerne mal über die Schulter. "Wir würden den Fragebogen vereinfachen und statt der 29-seitigen, komplizierten Broschüre einen einfach lesbaren Mietspiegel einführen, wie in Bochum", sagt Siw Mammitzsch.
Doch erst einmal ist nun wieder ein nicht-qualifizierter Mietspiegel für Essen gültig. Zwei Jahre lang.
Kontakt | Sitemap | Datenschutz | Impressum