Vor fast einem Jahr erhielt die sogenannten Whitehall-Fonds der amerikanischen Goldman Sachs Bank den Zuschlag für die LEG NRW. Zeit für eine erste Bilanz. Im Teil I geht es um den Unternehmensumbau, der bis Ende des laufenden Jahres abgeschlossen sein soll.
Am 11. Juni 2008 endete das Bieterverfahren für die LEG NRW GmbH und ihrer regionalen Tochtergesellschaften. Whitehall, eine Gruppe geschlossener Immobilienfonds, die von Goldman Sachs gemanagt wird, hatte sich knapp gegen die Deutsche Annington durchgesetzt. Die Landesregierung war mit einem blauen Auge davongekommen. Trotz sich anbahnender Immobilien- und Finanzkrise konnte noch ein Reinerlös von 787,1 Mio. Euro verbucht werden. Hauptgesellschafter und damit formale Eigentümer der 92.000 Wohnungen sind seit dem 29. August 2008 die Whitehall-Fonds Lancaster GmbH & Co. KG und White Rose GmbH & Co. KG.
Die LEG NRW GmbH wird weiterhin durch die Geschäftsführung aus Ulrich Tappe und Thomas Hegel geführt. Das Sagen hat aber eine Archon Group, die eine Tochtergesellschaft von Goldman Sachs ist. Das Unternehmen hat in der LEG-Zentrale in Düsseldorf eine Etage angemietet und sofort angefangen, das ehemals landeseigene Wohnungsunternehmen an die kurze Leine zu nehmen, komplett umzukrempeln und auf die Renditeziele der Finanzanleger zu trimmen. Um dem Wunsch nach einem "Gesicht" nachzukommen, wurde John Gibson, Director of multifamily investments der Archon Group, präsentiert.
"Kerngeschäft Wohnen"
Von ursprünglich drei Geschäftsfeldern wird nur noch die Wohnungsbewirtschaftung übrig bleiben. Die Sparte Development (vier regionale Gesellschaften für Grundstücksentwicklung, Eigenheim- und Gewerbebau) soll verkauft werden. Der dafür verantwortliche Geschäftsführer Ulrich Tappe wird das Unternehmen zum Jahresende verlassen. Kommunen wie Münster und Castrop-Rauxel, wo die LEG aus geplanten Bauvorhaben ausstieg und für eine Weiterführung erst ein neuer Investor gefunden werden muss, sind verärgert.
Noch gravierender dürfte die "Eingliederung" von fünf zum LEG-Verbund gehörenden Wohnungsgesellschaften: GeWo Castrop-Rauxel, GWN Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Nordwestdeutschland, Wohnungsgesellschaft Münsterland (beide Münster), Ravensberger Heimstättengesellschaft (Bielefeld) und Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft (Dortmund). Für die kommenden fünf Jahre muss davon nur ein Unternehmenssitz erhalten bleiben.
Helmut Lierhaus, Sprecher des Aktionsbündnisses ‚Zukunft der LEG‘: "Diese Zentralisierung haben schon Deutsche Annington und Evonik Wohnen vollzogen. Damit verschwinden regionale, traditionsreiche und wirtschaftlich erfolgreiche ‚Marken’ für immer." Ende des Jahres dürfte der große Schildertausch an den Unternehmenssitzen, Niederlassungen und Mieterbüros beginnen.
Die immer wieder aufkeimende Hoffnung, kommunale Wohnungsgesellschaften könnten einzeln oder im Verbund LEG-Wohnungen übernehmen, wird sich vorläufig nicht erfüllen. Die Goldman Sachs Bank hat die Finanzkrise relativ gut überstanden und steht nicht unter Verkaufsdruck.
Hinsichtlich eines Kaufpreises sollten keine falsche Erwartungen geweckt werden. Der so genannte fair value, der unternehmerische Immobilienwert für Whitehall, dürfte weit oberhalb eines Marktwertes und erst recht weit entfernt von einer Rentabilitätsgrenze für Allbau, Dogewo21, VBW und Co. liegen.
Es dürfte aber Berichte zutreffend sein, dass die LEG bei einzelnen Geschäftsführern "vorgefühlt" haben sollen, ob eine Bereitschaft zum Kauf einzelner Siedlungen besteht. Es soll sich just um die Bestände handeln, für die die LEG noch vor dem Verkauf Investitionsverpflichtungen eingegangen ist. Darauf werden sich die Kommunalen kaum einlassen können. Unwahrscheinlich ist auf der anderen Seite aber auch, dass Whitehall/Goldman Sachs die LEG wie verkündet als "Plattform" für Wohnungszukäufe nutzen wird.
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